Türkei: Menschen ohne Hoffnung und eine Jugend ohne Zukunftsperspektiven

Oftmals müssen ein Simit (Sesamringe) und Tee, die Mahlzeit ersetzen.

Die neuen Arbeitslosenzahlen sind da. Die Schönrechenagentur der Türkei, auch das Staatliche Amt für Statistik genannt (TÜIK) hat die Arbeitslosenquote mit (nur) 12% angegeben.

Eigentlich müsste man feiern gehen, wenn man nicht wüsste, wie es um die meisten in der Türkei bestellt ist und wie diese Zahl zustande kommt.

Wer in den letzten Jahren insgesamt 600 Tage Sozialversicherungsbeiträge zahlte, ohne Ausfälle, bekommt 6 Monate Arbeitslosengeld, welches 40% des Durchschnittsbruttoverdienstes der letzten vier Monate beträgt. Wer 900 Tage die Beiträge zahlte 8 Monate, wer 1080 Tage zahle 10 Monate. Wenn man weiß, dass der Mindestlohn für eine vierköpfige Familie weit unter der Armutsgrenze liegt, kann man sich den Rest ausdenken. Auch werden die Sozialversicherungsbeiträge von den Arbeitgebern ohne Unterbrechung bezahlt bzw. überhaupt bezahlt.

So fällt die Masse der Arbeitslosen durch den Raster. Bedeutet, dass sie sich gar nicht arbeitslos melden müssen. So sind diese natürlich in den 12% nicht mit aufgeführt.

Die Erwerbstätigkeitsquote liegt bei 51% (Zum Vergleich: in Deutschland bei ca. 75%). Beutetet, dass 49% der arbeitsfähigen Menschen am Arbeitsleben nicht teilnehmen. Sie gelten ebenfalls nicht als arbeitslos und tauchen in den 12% deshalb nicht auf.

Was besagt uns dann die Arbeitslosenquote? Nichts, es ist nur eine Zahl.

Zuletzt noch die bitterste aller Zahlen. Die Quote der 15 bis 35 Jährigen, die keine Hoffnung haben, dass sie eine Arbeit finden könnten und erst gar nicht danach suchen, liegt bei 37%. Diese Zahl sagt mehr aus, als die Arbeitslosenquote. Eine Jugend ohne Zukunft.

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