Die türkische Wirtschaft – Wunder, kommen in der Mathematik nicht vor!

Um die türkische Wirtschaft zu erklären und darzustellen, reicht die Mathematik nicht mehr aus. Wir müssen auf die Geometrie zurückgreifen. Die Inflation wird in der Türkei von offizieller Stelle für die Verbraucher mit 50% angegeben, auf der Produzentenseite gar dreistellig. Kann in so eine Phase hinein eine Mehrwertsteuersenkung bei den wichtigsten Verbrauchsgütern, von18 auf 8% eine Erleichterung für irgendwen bringen?
Wird man überhaupt diese Senkung auf den Etiketten sehen können? Da man derzeit die Kontrollen verstärkt hat und viele Einzelhändler mit hohen Strafen belegt, vielleicht 1-2 Wochen, ja, aber danach kann man nicht mehr feststellen, was der MwSt.-Anteil war, denn die normale Preissteigerung werden weitergehen (müssen).
Irgendwie muss der Produzent noch seine Kostensteigerungen von über 100%, bei manchen Roh- und Hilfsstoffen gar von über 200%, noch an den Verbraucher weitergeben.
Diese MwSt.-Senkung hätte Sinn gemacht, wenn die Inflation einstellig gewesen wäre. Dann hätte man eine dauerhafte Senkung der Preise auf den Etiketten registrieren können, aber unter diesen Umständen, in dem sich die Türkei befindet, nicht.
Allein die März-Inflation wird auf 10% geschätzt. Würde man also die MwSt. auf null stellen, würde der Verbraucher davon nichts merken.
Im April wird die Inflation auf der Verbraucherseite mit 60% und bei den Produzenten 110% lauten, natürlich offiziell. Wer in der Türkei lebt weiß, dass man diese Zahlen locker mit 2 multiplizieren könnte, ohne die reale Inflation zu erreichen.
In der Türkei wirken die vorhandenen Fiskalinstrumente nicht mehr. Der Markt reguliert sich augenblicklich und macht alle Maßnahmen zunichte. Vor ca. sieben Jahren, als der Zentralbank eingriff und die Devisenkurse stabilisieren wollte, reichte die Wirkung ca. drei Wochen. Im letzten Dezember dann griff der Zentralbank abermals ein und stellte fest, dass man zuerst drei Tage etwas bewirken konnte und am Ende nur noch 3 Stunden und gab auf.
Mit solchen Maßnahmen bleibt die türkische Wirtschaft irreparabel. Nicht einzelne Maßnahmen, sondern ein Wirtschaftsplan muss her. Längerfristig, mit harten Sparmaßnahmen und hohen Kreditzinsen und hohen Steuern. Wenn solch ein Plan vorgelegt wird, kann man dann von der IWF an die 200 bis 500 Milliarden Euro aufnehmen und die türkische Wirtschaft wieder geraderichten. Die Grundbedingung wäre erst einmal, dass man zur parlamentarischen Demokratie zurückkehrt und der Erdogan geht. Bis dahin wird die türkische Wirtschaft, trotz verkündeten Wirtschaftswachstumszahlen, weiter leiden und schrumpfen. Bei Mathematik ist kein Spielraum für Wunder vorhanden.