Euro / USD: Das wird die Türkei hart treffen

Die Situation, dass USD und Euro fast 1:1 stehen, stellt die Türkei, zusätzlich zu der seit Jahren andauernden Wirtschaftskrise, vor abermals noch größere Probleme.

Devisen waren schon immer knapp in der Türkei, zumal  sie schon immer weniger Devisen einnahm als sie ausgab. Das was die Türkei an Devisen einnimmt, ist zumeist in Euro. Die Ausgaben aber sind zumeist in USD.

Die Türkei wird der Wertverlust des Euro dreierlei treffen

Zum ersten wird die Türkei im Außenhandel hart getroffen werden. Auch wenn die Gewichtung von USD und Euro im Export 50/50 beträgt, so sieht es bei den Importen anders aus. Nach den Daten der ersten fünf Monate des Jahres, werden die Ausgaben zu 71% mit dem US-Dollar getätigt.

Die Türkei hat in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 für 103,8 Milliarden USD importiert. Exportiert hat sie 102,5 Milliarden USD. Hierbei sind die Ex- und Importe in Euro ausgeklammert. Wir sehen hierbei, dass die Importe über die Exporte nicht aufgefangen werden können. Hinzu kommen die teuren Energieimporte, die allesamt in USD bezahlt werden müssen.

Zum zweiten geht es um die Tourismusbranche. In diesem Jahr werden 25 Milliarden USD an Einnahmen erwartet. Auch wenn manche voller Optimismus von 30 Milliarden USD sprechen, so sagen nüchterne Kenner der Branche, dass schon 25 Milliarden USD das höchste der Gefühle wäre, wenn es zuträfe.

Hierbei ist die Schieflage noch größer als beim Außenhandel, denn 70% der Einnahmen sind in Euro und der US-Dollar macht lediglich den Großteil der restlichen 30% aus.

Der dritte Punkt sind die Auslandsschulden. Schaut man auf die Zahlen des ersten Quartals, so hat die Türkei kurzfristig 132,1 Milliarden USD an kurzfristigen und 319,1 Milliarden US-Dollar an langfristigen Devisenschulden zu bedienen. Die Auslandsschulden betragen insgesamt 451,2 Milliarden USD.

44,3% der kurzfristigen Auslandsschulden sind US-Dollar und 25,9% auf EUR Basis.

Bei den langfristigen Schulden ist der US-Dollar Anteil mit 64,2% sogar noch höher. Auch wenn die Situation so schon genug hoffnungslos ausschaut, es könnte aber noch schlimmer kommen.

Mit dem immer günstiger werdenden Devisen (Euro) verdienen und mit dem teurer werdenden US-Dollar ausgeben, ist der Weg, denn die Türkei gehen muss.

Die Türkei konnte die ganze Zeit nach der Einführung des Euro keinen Nutzen daraus ziehen, dass sie mehr Euros einnahm und Dollars ausgab, aber jetzt mit der umgekehrten Richtung kann man schon erahnen, dass es schlimmer kommen dürfte.

Seit 1952 weist die Türkei jedes Jahr ein Handelsbilanzdefizit aus. Zu der Ära Erdogan brach sie, nicht nur in diesem Zusammenhang, alle Negativrekorde. Der immer Rekorde brechende Handelsbilanzdefizit wird unter diesen Umständen noch katastrophaler ausfallen bzw. zu händeln sein.

Bis jetzt hat die Türkei es immer gewusst, diese Defizite durch Finanzierungen aus dem Ausland zu deckeln. Nur sind die Konditionen für neue Kredite, wenn man denn noch bekommt, weil die Bonität seit Jahren im Keller ist, jenseits von Gut und Böse. Die Finanzierungen werden zu horrend hohen Zinsen realisiert. Am Ende zehrt man zwangsläufig auch von den Zentralbankreserven.

Es sieht weiterhin nicht gut aus für die Türkei. Die 30% Erhöhung der Mindestlöhne, hatten zur Folge, dass die Preise für Grundnahrungsmittel und Energie ebenfalls anzogen.

Gegen Ende des Jahres erhofft sich die Regierung eine Beruhigung der Inflation (80% offiziell, 170% errechnet von unabhängigen Stellen). Diese Annahme beruht auf die Tatsache, dass das auch im letzten Jahr so war. Was für eine Wirtschaftspolitik, auf Annahmen und Hoffnungen basierend in noch größeren Chaos hinein steuernd!!!

 

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