Russisch-Türkische Deals der besonderen Art: Ist das ein Joint-Venture, oder nur ein Joint?

Es geht hoch her im AKW-Deal der Türkei mit Russland, wobei der Verlauf der Dinge Fragezeichen aufwirft, ob Russland tatsächlich in Geldnöten ist oder ob wir das in Deutschland glauben sollen.

In aller Kürze. Die Türkei baut in Mersin ein Atomkraftwerk. Es soll das erste in der Türkei überhaupt werden. Dazu war ein starker Partner nötig, der Know-How, ja, eigentlich alles mitbrachte, auch das Geld. Also arrangierte man sich mit dem staatlichen ROSATOM aus Russland.

Vor zwei Wochen tauchten Meldungen in den türkischen Medien auf, dass die Russen die Verträge mit dem türkischen Partner des Joint-Ventures gekündigt hätten. Damit die Dramaturgie stimmte, schrieb die Presse, dass der gesamte Deal geplatzt sei. Dem ist aber nicht so. Die Russen hatten sich verpflichtet in der ersten Etappe 15 Milliarden USD in die Türkei zu transferieren. 5 Milliarden USD sind schon da, die restlichen 10 Mrd. USD sollen dieser Tage auf den Weg gebracht werden, heißt es.

Beim dem Deal hat ROSATOM 75% der Anteile. Das gekündigte türkische Unternehmen hielt den Rest der Anteile. Die Russen haben zwar einen anderen türkischen Partner bestimmt, die in 2019 gegründete Firma TSM Enerji Ins. San. Ltd. allerdings die Sache hat einen Haken, denn die Gesellschafter des rechtmäßig in der Türkei gegründeten Unternehmens sind Russen.

Die Geschäftsführerin des AKW Aksuyu Nuklear A.S. Frau Anastasia Zoteeva ist ihrerseits eine Humorbombe. Behauptet sie doch, dass das Unternehmen in der Türkei gegründet ist, also Türkisch. Zu den russischen Gesellschaftern  ( der ROSATOM zugehörige Titan-2) äußert sie sich nicht.

Somit hat die Türkei bei diesem strategischen Investment, wo es um die zukünftige Stromversorgung geht, die Zügel komplett aus der Hand gegeben. Dass die Türkei jetzt die Russen International verklagen wollen, ist lediglich heiße Luft.

Ich stelle jetzt mal eine Vermutung an, was durchaus Beispiele von früher hatte. Wer weiß, vielleicht mischen wieder die Oligarchen mit, die Milliarden USD aus Russland rausschaffen wollen, ohne die Absicht zu haben, jemals einen AKW in der Türkei zu bauen, was ich schon von Anfang an vermute. In dieser international angespannten Lage, besonders auf dem Energiesektor, dürfte auch der dümmste Regierende der Türkei zu solch einem Projekt, wo nur die Russen das Sagen hätten, zustimmen.

Umgekehrt sind die Russen auch nicht so dumm, ein AKW auf türkischem Boden zu bauen und zu betreiben, wo die Türkei einfach den Schalter nach unten legen könnte.

Russland kündigt, einem nach dem anderen die Verträge mit den in Russland tätigen türkischen Unternehmen. Derzeit haben die international tätigen Anwaltsbüros gut zu tun.

Joint-Venture: Joint Venture bezeichnet verschiedenste Formen der Unternehmenskooperation zwischen 
zwei oder mehr Partnerunternehmen.

Joint: Selbst gedrehte Zigarette, deren Tabak Haschisch oder Marihuana beigemischt ist
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