Über türkische Menschenfreundlichkeit – Fast jeder, der sein Hotel während eines „All inclusive“-Urlaubs verlassen hat und mit den Menschen in Berührung gekommen ist, schwärmt: „Die Türken sind so gastfreundlich!“ Jemanden willkommen zu heißen, ist ein Eckpfeiler der türkischen Kultur, denn die Türken glauben, dass Besucher wie von Gott gesandte Gäste behandelt werden sollten.

Wenn ihr bei einer türkischen Familie willkürlich an die Tür klopft und irgendwie verständlich macht, dass ihr mal eine türkische Familie kennenlernen wolltet, kann ich für nichts mehr garantieren. Ihr werdet erschlagen von zugewandter Herzlichkeit. Zuerst wickelt man die Gäste in ein Gespräch ein, so dass sie sich heimisch und zugehörig fühlen. Was dann aufgetischt wird, ist alles, was die Familie im Haus hat – auch das, was man vor sich selbst versteckt als Vorrat und Reserve extra aufbewahrt. Ja, auch das alles wird für Gäste hervorgeholt.

Diese Herzlichkeit versucht man oft mit dem Glauben zu erklären. Aber dem ist nicht so. Sie steckt in der DNA des Türken, wobei ich damit alle meine, egal welcher Ethnie sie sich zugehörig fühlen. Dabei möchte ich dieses Verhalten nicht nur auf die Gastfreundschaft reduzieren. Hat man nur einen Sesamring – meist das Mittag- oder Abendbrot der am Hungertuch Nagenden – so wird die Hälfte oder (auch das habe ich schon erlebt) der ganze Sesamring der Person gereicht, die es nötiger zu haben scheint.

Ich weiß es von mir selbst. Sehe ich jemanden leiden, vergesse ich schnell meine Sorgen und bin mit der Lösung seines Problems befasst. In diesem Fall möchte ich krass verallgemeinern: So sind alle Türken. Jemanden leiden sehen können sie nicht. Es sei denn, sie haben das Leid selber zugefügt. Ansonsten wird sofort Hilfe angeboten.

Ich meine zu beobachten, dass diese positive türkische Eigenart in Deutschland abstumpft. Hier geht man berechnender vor. Auch die, die sich als Ultras bestimmten Ideologien und Glaubensrichtungen bezeichnen, sind außerhalb ihrer Gruppe so hilfsbereit wie oben beschrieben. Dann trifft ein Mensch einen Menschen. Folglich möchte ich schlussfolgern: Lässt man Ideologien, Religionen, Ethnien und Nationalitäten weg, bleibt kein Platz für Hass und Unfreundlichkeit.

Wenn Ihr mal Probleme habt, klopft an türkische Türen und sagt, dass Ihr Hilfe braucht. Ihr werdet euch wundern, wie viel jemand, auf den ihr vielleicht herabgeschaut habt, zu Geben bereit ist. Im Mittelpunkt – da bin ich mir sicher – sollten immer und überall die Herzen stehen.