Ein Erdbeben in Istanbul und die möglichen Folgen

Gestern habe ich interessante Zahlen erfahren. Die Erdbebenkatastrophe betraf eine Fläche von 140.000 km². In diesen 10 Städten, die betroffen waren, gab es breite und wenig befahrene Straßen. Im Vergleich dazu hat Istanbul keine so breiten Straßen, eher viele enge Gassen. Auch sind diese rechts und links mit Autos zumeist zugeparkt. Der Verkehr steht an den Hauptverkehrsadern die meiste Zeit.

Während in der jetzt betroffenen Region ca. 4 Millionen Menschen leben, so leben in Istanbul gezählte 16.000.000 Menschen und geschätzte 20 Millionen.

Jetzt kommt eine Gegenüberstellung, die alle in Istanbul und der Türkei hellhörig machen sollte, zumal wir da auf ein Erdbeben der Größe über 7,0 erwarten. Das kann heute, morgen, in einigen Jahren passieren. Istanbul ist, im gegensatz zu der o.g. Fläche des jetzigen Erdbebens, gerade mal 5.350 km² groß. Während es in den  jetzt vom Erdbeben betroffenen 10 Städten, insgesamt vier Millionen Gebäude gibt, so gibt es im kleinen Istanbul 1,7 Millionen Gebäude, dicht bei dicht.

Die Zahl, die jetzt kommt, muss jedem Angst machen, denn während in den gemeinten 10 Städten die Bevölkerungsdichte 140 Personen pro km² beträgt, leben in Istanbul 3.500 Menschen/km².

Als in der Türkei die Urbane Transformation der Städte beschlossen wurden, stellte man fest, dass 70% der Bauten im Land und auch in Istanbul, abgerissen und erdbebensicher gebaut werden müssen. Zum Teil passiert das auch, aber je mehr Gebäude von den Experten auf Erdbebensicherheit kontrolliert und in Augenschein genommen werden, umsomehr kommen neue, abzureißende Gebäude hinzu. Somit heißt es auch Jahre später immer noch, dass 70% der Gebäude abgerissen werden müssen, bevor das Erdbeben zuvor kommt und dieses tut.

Istanbul ist eine tickende Zeitbombe. Wenn die Gebäude, wie die letzten Tage in der Region in Südostanatolien gesehen, in Istanbul in sich zusammenfallen, werden ausnahmslos, alle Straßen der Stadt, unpassierbar sein. Die Hilfe wird die wenigsten Menschen erreichen, wie den auch, wo keine freie Straßen, da keine Hilfe.

Frage ich Freund, Bekannte und Verwandte in Istanbul, was sie im Erdbebenfall tun würden, wo der Sammelplatz wäre u.a., bekomme ich Antworten wie: “Ich glaube, in unserer Gegend muss man sich da und dort sammeln.” Die Katastrofe ist eigentlich kaum zu verhindern, wenn dieses den Einwohnern so gleichgültig ist.

Es werden über Hunderttausend (tiefgestapelt) Menschen, durch das Erdbeben umkommen. Das Erdbeben wird das Land aber auch wirtschaftlich treffen, wo doch die Wirtschaft, dank Erdogan, sowieso am Boden ist.

Nach den 2019 veröffentlichten Zahlen, macht Istanbul allein 31% des Bruttoinlandsproduktes aus. Für 51% der türkischen Exporte, gehen von Istanbuler Unternehmen aus in die weite Welt.

Das große Erdbeben von 1999, wo Istanbul nur am Rande betroffen war, machte am Ende aus, dass die türkische Wirtschaft in dem Jahr, ein Prozentpunkt weniger wachsen konnte. Es ist immer schwer, den wirtschaftlichen Schaden zu ermitteln, weshalb diese stark schwanken können, aber das jetzige Erdbeben soll der Türkei einen wirtschaftlichen Schaden von 30 bis 60 Milliarden Euro verursacht haben, schätzen die Analysten.

Die Hilfen dürfen nicht abreißen. Eine neue Infrastruktur der Städte muss schnellstmöglich geplant und realisiert werden. Auch wenn man sich auf die Hilfen und dem Neuaufbau konzentrieren möchte, so wird doch in Ankara eher über Politik geredet. Finden nun die Wahlen statt, werden sie neu terminiert, oder erstmal abgesagt. Das geht auch, wenn Kriegszustand ist. Wie man hört, fliegen in Syrien weiter türkische Raketen. Wenn dem so ist, könnte man das mit internationalem Druck unterbinden, denn diese Raketen kosten viel mehr, als man Hilfe für die Erdbebenopfer organisieren kann. Ist es nicht besser, dass man das Geld für die Raketen, für das eigene Volk einsetzt?

 

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