„Deutschland, besser, besser, viel Geld.“

Deutschland ist bekannt für seine hohe Steuerlast. Wenn man sich näher anschaut, was mit diesem eingetriebenen Geld gemacht wird, kann man nur staunen. Durch meine Tätigkeit als Erziehungsbeistand gewann ich Einblicke in eine syrische Familie.

Kürzlich schaute ich ein Straßeninterview aus der Türkei im Internet an. Zumeist werden die sogenannten „Deutschländer“ (Almanci) interviewt, also die Türkeistämmigen, die in Deutschland leben. Normalerweise loben diese die Türkei in den Himmel, für das, was geschaffen wurde. Ab einem Zeitpunkt denkst du, dass du in einer Parallelwelt leben musst, wenn alles in der Türkei so toll ist und in Deutschland sch…. Dieses Mal waren zwei Selbstständige vor der Kamera, beide aus Stuttgart. Was sie von sich gaben, hatte Hand und Fuß, das war Deutschland. Über allem stand die Kernaussage: Besser du tötest in Deutschland jemanden, als Steuern zu hinterziehen. Bei Mord würde man 15 Jahre Maximum bekommen und nach fünf Jahren wegen guter Führung rauskommen, nicht so aber bei Steuerhinterziehung.

Sofort fragte einer der beiden, den anderen: „Wie hieß der von FC Bayern München?“ „Uli Hoeneß?“ „Ja, der. Stell dir Ali Koc in der Türkei vor. Er ist ebenfalls der Präsident einer Fußballmannschaft und gehört zum Koc-Konglomerat (Erkl.: reichste Familie der Türkei). Meinst du, der könnte aus irgendeinem Grund im Knast landen?“ „Wegen Steuern schon mal gar nicht.“ Tatsächlich werden die Reichsten der Reichen in der Türkei, was Steuerzahlungen angeht, von irgendwelchen Popstars überholt, weil diese wiederum zu ehrlich sind oder nicht wissen, wie sie um die Steuerzahlungen herumkommen.

Deutschlands Reichtum führten sie nur darauf zurück, dass die Finanzämter hinter den Steuern her wären. Beide bestätigten, dass über die Hälfte von dem, was sie verdienten, beim Staat landen würde.

Klatsch, Tratsch und frei erfundene Gerüchte
Ich möchte ein Beispiel dafür anbringen, wohin die Steuergelder unter anderem fließen. Ich bin stundenweise als Erziehungsbeistand für deutsche und ausländische Familien tätig. Die Flüchtlingsfamilie, die ich bis vor Kurzem durchs Leben begleitete, besteht aus fünf Kindern zwischen 5 und 18 Jahren und den Eltern. Die Kinder können gut Deutsch, aber die Eltern kaum. Sie sind damals im Rahmen der „Wir schaffen das!“-Kampagne, die bis heute andauert, nach Deutschland gekommen. Sie stammen aus Palästina und sind über Syrien, die Türkei, von dort mit dem Boot über Italien, und dann auf dem Landweg bis nach Deutschland gelangt. Neugierig wie ich bin, fragte ich: „Warum Deutschland?“ Der Vater ergriff das Wort und antwortete auf Deutsch: „Deutschland, besser, besser, viel Geld.“

Irgendwie war die Familie gut beraten worden. Der älteste Sohn zog sofort aus, als er vor einem Monat 18 wurde. Ab da war er nicht mehr im Familienverbund. So konnte sein Verdienst, weil er als einziger arbeitete, nicht mehr dem Familieneinkommen dazugerechnet werden. Da er nicht genug verdient, wird seine Miete vom Staat übernommen. Die restlichen Familienmitglieder können somit aus dem Vollen schöpfen. Summa summarum kostet die Familie irgendwelche deutschen Staatssäckel an die 5.000 Euro im Monat und das seit „Wir schaffen das!“ Da ich hauptsächlich einen der Söhne coachen musste, weil er sich ständig in Diebstahlfälle verwickelte, wollte ich mal einen Dolmetscher hinzuziehen, um mit dem Vater eins zu eins sprechen zu können. Zwar übersetzten die Kinder immer wieder und sicher auch richtig, aber in den Vater würde man sicher besser hineinschauen können, wenn ein Dolmetscher übersetzen würde.

Als ich das Wort „Dolmetscher“ erwähnte, wurden die Eltern unruhig. Sie schauten sich an und sagten beide, wieder im perfekten Deutsch: „Nein, nein!“ Zuerst konnte ich mir keinen Reim drauf machen, zumal wir uns dann viel besser verstehen würden. Der Vater war nicht zu beruhigen, so, als ob ich den Dolmetscher augenblicklich kommen lassen könnte. Dabei ist das eine lange Prozedur. Ich muss das zuerst bei der Stadt beantragen und die Termine des Dolmetschers mit der Familie abstimmen.

Einer der Söhne übersetzte mir die Bedenken seines Vaters. Die Arabischsprechenden in der Stadt wären so gut vernetzt untereinander, dass die Probleme der Familie sich wie ein Lauffeuer verbreiten würden. Stimmt, daran hatte ich nicht gedacht, bei den Türken ist das nicht anders. Klatsch, Tratsch und frei erfundene Gerüchte zu streuen, kenne ich irgendwoher.

„Was denken Sie über die Juden und Israel?“
Also musste ein Dolmetscher aus 100 Kilometer Entfernung kommen. Die Stadt hat mir diesen organisiert. Eigentlich wollte ich nicht mehr, aber man bestand beim Jugendamt darauf, dass es besser sei, einmal alle fünf oder sechs Wochen einen Dolmetscher mit dabei zu haben. Kostenpunkt, mit Anreise und so weiter, knapp 700 Euro pro Treffen. Nach meiner Einschätzung völlig unnötig, vielleicht einmal und dann ist gut.

Das Treffen mit dem Dolmetscher und der Familie fand statt. Eigentlich traute der Vater dem Dolmetscher aus einer entfernteren Stadt auch nicht. Viel mehr als sonst habe ich nicht erfahren. Eine Frage brannte mir aber auf der Zunge und das, seitdem ich den Fall übernommen hatte. „Sie kommen aus Palästina. Was denken Sie über die Juden und Israel?“ Dass ich mich mit dieser Frage in Gefahr bringen würde, hätte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen können. Doch plötzlich hatte ich die Familie und den Dolmetscher gegen mich.

Zuerst redeten alle gleichzeitig und erregt auf Arabisch, sodass ich auf einmal feststellte, dass wenn es um Israel und die Juden geht, man plötzlich Arabisch verstehen kann. Der Dolmetscher übersetzte mir lediglich einige wenige der Nettigkeiten, die vorgebracht wurden, die aber schon reichten, um das Ganze zu verstehen. Mit Gegenargumenten pro Juden und pro Israel zu kommen, hätte nichts gebracht. Der Dolmetscher fragte mich, wie ich dazu stehen würde. „Das fragen Sie mich, nachdem ich gesehen und gehört habe, wie Sie dazu stehen?“ Ich habe mich verabschiedet und den Fall abgegeben. Die Befürchtung des Familienvaters, dass der Dolmetscher aus unserer Stadt die Gerüchteküche anfeuern würde, übertrug er jetzt auf mich. Seitdem gibt man mir nur noch Fälle von Familien, die nicht aus der Nahost-Arena stammen.

Wie kann man nach sieben Jahren in Deutschland solch einen Hass gegen die Juden und Israel warmhalten? Wenn man bedenkt, dass eines der Kinder zweijährig nach Deutschland kam und zwei weitere hier geboren wurden, wird die Sache noch heikler. Denen muss man diesen Hass hier eingeimpft haben, zumal sie genau wie der Dolmetscher und die Eltern verbal gegen mich schossen.

Ich komme auf die Feststellung der Türken vom Straßeninterview zu Beginn des Beitrages zurück. Deutschland muss weiter hinter den Steuern her sein und die Arbeitenden und Selbständigen schröpfen, damit diese völlig nutzlosen Gelder ausgegeben werden können. Nicht integrierbare Familien ein Leben lang unterhalten und für sie zu sorgen… Das ist Deutschland und das ist dumm. Zum Ende zitiere ich den Familienvater: „Deutschland, besser, besser, viel Geld!“

Erschienen in achgut.com

achgut und ichmeinsgut sind weder verwandt noch verschwägert 🙂

 

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