1 Euro-Jobs und die Feststellung, die Kuh ist nur zum Melken da, füttern verboten.

Darüber kann ich mich (auch) aufregen. Zuerst die Erklärung: Was ist ein 1 Euro-Job?
Definition: Ein-Euro-Jobs sind sozialversicherungsfreie Tätigkeiten, die im öffentlichen Interesse liegen müssen. Sie werden auch als Arbeitsgelegenheiten bezeichnet. Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) sind eine Hilfestellung auf dem Rückweg ins Berufsleben für Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld.
Im konkreten Fall zahlt einem von mir Betreuten (ich bin Erziehungsbeistand des Sohnes) und seiner Familie (2 Kinder) der Staat Bürgergeld. Der Familienvater ist Programmierer und hat ein Uni-Abschluss aus Aserbaidschan. Die Familie ist aber syrisch und ist im Rahmen der „Wir schaffen das!“ nach Deutschland gekommen. Die Mutter hat ernsthafte gesundheitliche Einschränkungen und kann nicht arbeiten.
Der Vater unterscheidet sich mit seiner Ausbildung stark von den sonstigen Flüchtlingen und könnte eigentlich sofort loslegen und sehr gutes Geld verdienen. Geht aber nicht, denn er ist krank, krank nach mehr Bildung, mehr Zertifikate und ein besseres Deutsch.
Solange wie ich seinen Sohn begleite (1,5 Jahre), so lange ist er ständig bei irgendwelchen Kursen und packt noch mehr Wissen drauf. Gerade hat er B2 geschafft, aber er meint, dass C1 ihm besser zu Gesicht stehen würde. Sein C1-Deutschkurs fängt im Februar 2024 an.
Er bekam einen Bescheid, dass er einen 1 Euro-Job annehmen muss. Wohlgemerkt 3 Monate lang.
Jetzt hat er mich gebeten, dass ich ihm ein Brief formuliere, damit er daran vorbeikommt. Mache ich nicht! Ich helfe überall, wo ich kann, aber beim Bescheißen des Staates, NEIN!
Grob gerechnet haben er und seine Familie, dem deutschen Staat seit 2015 288.000 Euro (monatlich 3000 Euro) gekostet. Die ständigen Behandlungskosten der Frau müssten in etwa genauso hoch sein. Jetzt verlangt der Staat, dass Du die drei Monate bis zum Kursbeginn einen Job verrichtest und dem Staat und somit der Gesellschaft der Steuerzahlenden und Arbeitenden, was zurückgibst.
Aber nein, Du bist zu fein und Dir zu schade, solch einen unterbezahlten Job zu tun. „Wer arbeitet schon für ein Euro?“ sagt er. Dann habe ich seinen Verdienst, die er, ohne eine Arbeit zu verrichten, bekommt, hochgerechnet und gesagt, dass die 1 Euro/Stunde noch draufkommen. Unverständnis!
„Für Palästina und folglich für Hamas zu demonstrieren und beten zu gehen, machst Du aber auf Kosten des deutschen Staates.“ sagte ich. So etwas wie „Herzenssache“ hat er gesagt, in dem er seine Hand auf sein Herz legte.
Ich legte meine Hand auf mein Herz und sagte: „Du gehst arbeiten, sonst betreue ich Deinen Sohn nicht mehr, soll ein anderer machen.“
Das konnte ich sagen, weil der Sohn durch mich die Spur gefunden hat und der Vater das weiß und auch dankbar dafür ist. Davon mal abgesehen, der Junge kann nichts dafür, dass der Vater so tickt.
Früher, zu meinen Studienzeiten war es genauso. Immer kamen sie zu mir und baten darum, dass ich ihnen Gründe erfinde, damit sie solche Jobs nicht verrichten müssen, die 24 Monate dauern können. Die leichteste Lösung war damals schwanger zu werden. Die Frau wurde schwanger, täuschte eine schwere Schwangerschaft vor, wo der Ehemann sie rund um die Uhr betreuen musste. So blieben beide der Arbeit fern.
Damit ich meinen Schlaf verliere, schrieb mir der obige Vater gestern Abend, dass er für einige Tage nach London fliegen müsse. „Warum das?“ „Ich muss meinen dortigen Aufenthaltstitel verlängern. Das ist nach dem Brexit nötig.“
Zur Erklärung, die Familie war zwei Jahre in England, aber da der Vater schlau ist und ihm der Sozialstaat Deutschland zusagte, haben sie den Standort gewechselt. Das haben sie bei dem Durcheinander des Jahres „Wir schaffen das!“ getan, erzählte er mir.
„Was brauchst Du noch Großbritannien, Du und Deine Familie sind jetzt hier?“ „Wer weiß, vielleicht bieten sich dort Job mäßig bessere Chancen für mich an.“
Genug geschrieben, ich bekomme keine Luft mehr. Was die Neuankömmlinge noch vor der deutschen Sprache lernen, ist, ist die Tatsache, dass sie wissen, wie der Sozialstaat Deutschland funktioniert.
Seit drei Tagen ist der Vater von der Ehefrau geschieden. Sie lebt aber noch in Deutschland und würde wegen der Krankenhausbehandlung auch nirgendwo sonst hingehen. Heute Morgen hat er mich wieder mit was Neuem beglückt. „Ich habe gehört, dass wenn man geschieden ist und das Sorgerecht der Kinder hat, dass man vom Staat 316 Euro Unterhalt pro Kind bekommen kann.“ Ich habe aufgelegt.
Jetzt grübele ich, ob es das tatsächlich gibt. Wird es wohl. Denn die Kuh (Deutschland) ist da, um gemolken zu werden.