Die türkische Wirtschaft: Alles wird gut und das sofort.

Mittlerweile herrscht die Situation, dass wir nicht mehr wissen, was wir glauben sollen. Gefälschte Videos und Nachrichten, wo man hinschaut. Real sind die toten türkischen Soldaten in Syrien, die Terrortoten und der tote russische Botschafter. Real ist auch, dass der Attentäter ohne Munition da stand und dennoch so gefährlich erschien, dass er von 19 Kugeln der Spezialeinsatzkommandos, einige Kugeln trafen nicht, niedergestreckt wurde.

Im Schatten dieser Ereignisse tagt eine Kommission zur Grundgesetzänderung. In der Folge soll es zu einem Referendum kommen und Herr Erdogan, der Alleinherrscher über die Türkei werden. Was er heute schon (allerdings nicht legal) ist.

Dann ist da noch die Wirtschaft. Die Lösungen, im Sinne der Regierung, schafft dort die Türkstat (Staatl.Institut für türk. Statistiken), mit neuen Rechenmethoden und Tabellen, die dann kaum mehr das aussagen, was sie sollen.

Bis gestern glaubten wir noch, dass der Prokopf-Einkommen seit Jahren auf der Stelle treten würde, der Handelsbilanzdefizit die Türkei in die Knie zwingen könnte, dass die ausländischen, wie auch die inländischen Investitionen seit Jahren stagnieren, dass die Türken kaum sparen würden. Wir machten uns um alles Gedanken und Sorgen. Nicht nur wir, sondern auch die OECD, das IWF, die in- und ausländischen Banken. Wir hatten die gleichen Sorgen und Bedenken, wenn es um die Wirtschaft der Türkei ging. Wir und alle o.g. bombardierten die Türkei mit guten und gutgemeinten Ratschlägen. Anhand der vorliegenden Zahlen von Türkstat, traf die Regierung der letzten 14 Jahre die Entscheidungen und lenkte und formte (deformierte) die Wirtschaft.

Die Revision bei der Türkstat hat jetzt alles umgekehrt. Auf einmal sehen wir, dass die Wirtschaft in den letzten Jahren keine Wachstumsprobleme hatte. Auch die Investitionen stagnierten nicht. Dass die Türken zu wenig sparen, bildete auch kein Problem mehr. Das Verhältnis des Leistungsbilanzdefizites zum Volkseinkommen war auch nicht so schlimm.

Das sagen die neuen Zahlen von Türkstat nunmehr aus. Nur, aus dem täglichen Leben und der Wirtschaft können wir ‚gefühlt und gelebt‘, etwas anderes berichten. Leider können wir die neuen Zahlen, mit unserem realen Leben nicht mehr in Beziehung bringen.

Ein Beispiel kann ich euch mit den Sektoren Maschinen- und Anlagenbau, sowie der Bauindustrie geben. Früher wurden die Investitionen auf diesen Gebieten separat ausgewiesen. Jetzt sieht man beides in einer Summe. So kann man z.B. die Investitionen und die daraus resultierenden Erhöhung der Produktionskapazitäten, nicht mehr in Relation setzen.

Früher konnten wir, anhand der Zahlen von Türkstat, in den o.g. Branchen auch unterscheiden, wie viel der Staat und wie viel die privaten Unternehmen investierten. Jetzt sehen wir nur eine Zahl und die prozentualen Bewegungen und wissen nicht, was in welcher Branche gestiegen bzw. gefallen ist.

Die absolute Krönung liefert die Zusammenfassung der Waffenkäufe und der Forschung- und Entwicklungsausgaben. Kauf der Staat zu viel Waffen ein, denken die meisten: „Wow, die F&E-Investitionen der Türkei sind explodiert.“

Auch das Wirtschaftswachstum werden wir als eine prozentuale Größe hinnehmen müssen. Wie es zustande gekommen ist, kann man nicht mehr ersehen bzw. nur schwer und ungenau rekonstruieren.

Wie die Regierung, mit den kaum aussagekräftigen Zahlen, die zukünftigen richtigen Entscheidungen, zum Wohle der Türkei, treffen möchte, steht in den Sternen.

Weitere Kommentare überflüssig!

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