Erdogan – Ein unbequemer Kantonist zu Besuch in Berlin

Erdogan – Ein unbequemer Kantonist* zu Besuch in Berlin „Fußball ist ein einfaches Spiel, am Ende gewinnt immer Deutschland.“ Das stimmt schon lange nicht mehr. Die Zeiten ändern sich. In der Politik, besonders um Erdogan, gibt es eine ähnliche Regel. „Egal was passiert, am Ende ist Erdogan der Nutznießer!“ Erdogan ist bekannt dafür, dass er ein Tänzer zwischen den Stühlen ist. Rückgrat, Fehlanzeige!
Ich glaube, die Wirtschaftskrise der Türkei hält seit einem Jahrzehnt schon an und immer wieder passieren Dinge, die Erdogan so gelegen kommen, dass er alles, hohe Inflation, Arbeitslosigkeit und schrumpfender Wirtschaft, aussitzen kann.
Zwar sind immer die ausländischen Kräfte schuld, so wie er sich jedes Mal als Opfer hinstellt, aber da kamen noch die Pandemie, der Einmarsch der türkischen Armee in Syrien und Nord-Irak, Ukraine – Russland Krieg und jetzt der Massaker der HAMAS an israelischen Bürgern.
Während der Pandemie ging es weltweit, drunter und drüber. Also konnte er in dieser Phase für nichts schuld sein. Er sagte, dass es allen schlecht geht, so auch der Türkei. Schon vorher, als ihm nichts einfiel und nichts Weltbewegendes passierte, schickte er die türkische Armee nach Syrien und in den Nord-Irak, um Terroristen kaltzustellen, sagte er. Ein kleines Stück Wahrheit könnte dran sein, aber auch die Wahrheit darüber, dass man die Terroristen in den Bergen, nicht mit Armeen kleinbekommt. Täglich kamen die Erfolgsmeldungen, dass man sogar, wenn ein oder zwei Terroristen getötet wurden, wenn überhaupt, diese so aufgebauscht wurden, dass man von wahren Heldentaten sprechen konnte.
Verschwiegen wurden die Toten Zivilisten oder Kinder, wie derzeit in Gaza der Fall. Auch fielen türkische Soldaten, eigentlich für nichts, denn zu holen gibt es da nichts und als Sieger hervorgehen kann man auch nicht. Der Gegner ist irgendwo und nicht greifbar. Europa und besonders Deutschland war entsetzt, als Putin sich dafür entschied, die Ukraine zu bekriegen. Wieder kam die große Stunde des Kantonisten Erdogan. Er war für die Ukraine, aber auch für Russland. Was sonst?
Die Ukraine und Russland ließen es geschehen, weil sie wussten, dass man diese Situation gut ausnutzen konnte. Beide Länder mischten im internationalen Handel mit, Dank Erdogan, dem kein Embargo heilig ist. Russland verkaufte all das, was er nicht verkaufen durfte, weil Embargo herrschte, über die Türkei. Auch die Importe liefen über die Türkei.
Durch diese Haltung des Kantonisten Erdogan ging es der Türkei nicht besser, aber ihm und seinen Seilschaften, die in dieser Phase besser verdienten als ohne Krieg und Krisen. Fast schien alles abzuflachen, weil man sich an den Ukraine – Russland Krieg sich gewöhnt hatte und die schlechten Wirtschaftszahlen wieder zum Vorschein kamen.
Dann aber, zum Glück für Erdogan, gab es das Massaker der HAMAS an israelischen Bürgern. Besser hätte es nicht kommen können. 1-2 Tage lang gab es Beileidbekundungen Richtung Israel, dann aber, als Israel Rache schwor und loslegte, war der Kantonist wieder voll auf der Seite von HAMAS, einer Terrororganisation. Das muss insofern nicht wundern, zumal einer seiner Koalitionspartner, die Partei HÜDA PAR, die türkische Niederlassung der Hizbullah ist. Der Mann ist gerne an der Seite der islamischen Terroristen, hat er sie doch in seinen 22 Jahren an der Spitze der Türkei, mal als Ministerpräsident, mal als Präsident, aber in beiden Fällen wie ein Alleinherrscher regierend, unterstützt.
Die mehreren Millionen islamischer Flüchtlinge im Land und die fast 80 Millionen Türken, ebenfalls Muslime, boten und bieten einen fruchtbaren Boden, für seine Hetze. Im ganzen Land gingen die Anti-Israel-Demos los und dauern noch an. Die Polizei ließ es mit wenigen Ausnahmen geschehen, wobei er allein entscheidet, wie die Polizei und die sonstigen Sicherheitskräfte zu agieren haben.
Es sind auch die auf der Straße, die sich sonst nicht auf die Straße trauen, z.B. gegen Erdogan. Es klingt zwar makaber, aber das Volk denkt sich wahrscheinlich: „Wenn wir schon nicht gegen Erdogan auf die Straße können, weil wir dann geschlagen und mit Pfeffergas in Berührung kommen würden, protestieren wir halt gegen Israel.“
Am Freitag, 17. November kommt Erdogan nach Deutschland und trifft sich mit Olaf Scholz zu einem Arbeitstreffen. Auch Frank-Walter Steinmeier wird sich die Ehre geben. Beide Herren, die Israel Solidarität bekundet haben, werden sich mit einem Hamas-Lover an den Tisch setzen (müssen).
Auch wenn die fast 10 Mio. Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan u.a. mittlerweile in der Türkei heimisch geworden sind, sind sie für Erdogan immer noch eine Waffe, ein Faustpfand ein Druckmittel erster Güte. „Ihr zahlt, oder ich schicke sie Richtung Europa, im Besonderen, Richtung Deutschland los!“ Würde zwar mittlerweile nicht mehr so funktionieren, wie sich Erdogan das vorstellt, aber er weiß ja, dass in der deutschen Regierung Leichtgläubige und Ahnungslose sitzen, mit denen man alles machen kann.
Übrigens, eine geplante gemeinsame Erklärung der Nato-Mitgliedstaaten, in der Israel die Solidarität ausgesprochen werden sollte, wurde durch ein Veto Erdogans torpediert.
Wir dürfen gespannt sein, was bei diesem Treffen rumkommt.
(*) Kantonist: umgangssprachlich für unzuverlässiger Mensch
(Lektorat Karin Clemens)