Investitionsstau in der Türkei ist die Chance für die deutsche Exportwirtschaft

Deutsche Maschinen und Anlagen sind in der Türkei immer gefragt.

Im Juni lag die Kapazitätsauslastung bei 76,6 Prozent und war damit auf dem höchsten Stand seit 1,5 Jahren. In vielen Branchen lag die Auslastung weit über 80 Prozent. Viele Branchenvertreter betonen, dass sie dringend investieren müssten, aber die Rahmenbedingungen dem gegenüber stehen würden.

Die Chance für die deutsche Exportwirtschaft

Nicht nur durch die Pandemiephase, auch schon davor, wegen der Wirtschaftskrise, entstand ein größerer Investitionsstau bei der türkischen Industrie. Die Maschinen müssen erneuert und den neuesten Technologien angepasst werden. Wenn die europ. Unternehmen mit Lösungsmodellen kommen, können diese Investitionen sofort umgesetzt werden. Wie diese Lösungen ausschauen könnten, darüber können wir uns gerne unterhalten. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und der Türkei ist mit insgesamt 33,4 Mrd. € (2019) weiterhin auf einem hohen Niveau. Einen besonders starken Anteil an den deutschen Warenausfuhren in die Türkei haben Kraftfahrzeuge und Zuliefererteile für die Automobilindustrie, Maschinen sowie chemische Erzeugnisse. Zu den deutschen Importgütern aus der Türkei gehören vor allem Textilien/Lederartikel und Kraftfahrzeuge, aber zunehmend auch Nahrungsmittel sowie Maschinen. Let’s talk Business! 

Wichtige Sektoren, die die Kapazitätsauslastung von 80 Prozent übersteigen, sind z.B.: Chemie-, Textil-, Elektronik-, Bekleidungs- und die Papierprodukteindustrie.

Die türkischen Unternehmen können von sich aus noch lange warten, denn alle wollen erst einmal abwarten, dass sich der Markt, damit ist der türkische Markt und im Besonderen, die Finanzseite gemeint, beruhigen wird. Ansonsten wären die Investitionen ein Schritt ins Ungewisse, heißt es, bei vielen Sprechern der jeweiligen Branchen.

Yaman Tunaoglu, Präsident der Türkischen Vereinigung der elektronischen Industriellen (TESed), sagte, dass das Geschäft in der Branche weiter wachse und dies sich im Geschäftsvolumen niederschlägt. Tunaoglu erklärte, dass die Nachfrage viel höher sei, vor allem in Bereichen wie Weißwaren, und dass sich die Investitionen mit der Verbesserung des Marktes bewegen werden. “Es gibt Probleme auf der Produktionsseite aufgrund der Chipkrise und steigender Rohstoffpreise. Wir kaufen manche Teile zum 4-5fachen des normal üblichen Preises. Die gestiegene Nachfrage hat ebenfalls einen großen Einfluss darauf. Dies spiegelt sich in den Produktpreisen wieder, zumal die Kosten steigen. Wir erwarten eine allmähliche Erholung bis Mitte nächsten Jahres. Parallel zur Markterholung werden auch die Investitionen angeregt.”

“Kein Raum für Investitionen”

Die Kapazitätsauslastung im Chemiesektor lag bei 79,3 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit August 2018. Sowohl auf dem Inlands- als auch auf dem Auslandsmarkt des Sektors wurden bedeutende Erfolge erzielt, die im März und April monatlich ihren eigenen Exportrekord brach. Haluk Erceber, Präsident der Chemical Industrialists Association of Turkey (TKSD), erklärte, dass mit der Pandemie die Nachfrage in der Branche in eine unglaublich lebendige Periode eingetreten ist. Erceber sagte, dass sie wie viele Industrielle bereit sind zu investieren, aber keine günstigen Vorzeichen finden. Es gibt kein Clustermuster. All dies wirkt sich negativ auf den Investitionsappetit des Sektors aus.”

“Die Laufzeiten sollten mittel- und langfristig sein”

Ein weiterer Sektor, in dem Vitalität herrscht, ist der Textil- und Rohstoffsektor. Die Kapazitätsauslastung in der Branche lag bei 79,2 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit Februar 2020. Ramazan Kaya, Präsident der Türkischen Verband der Bekleidungshersteller (TGSD), erklärte, dass die Kapazitätsauslastung parallel zu der Impfperiode zugenommen hätte und dies den Bedarf an neuen Investitionen erhöht habe. “Es gibt einen Appetit auf Investitionen in diesem Sektor. Aber hier ist es notwendig. Gerade bei den Strickwaren und Heimtextilien ist aufgrund der steigenden Nachfrage der Investitionsbedarf größer. Die Darlehen müssen mittel- und langfristiger sein. Darüber hinaus wirken sich hohe Zinsen negativ auf die Investitionen aus. Wir gehen davon aus, dass sich die Investitionen weiter beschleunigen werden, wenn sich die Situation auf der Finanzebene verbessert. Vor allem, wenn die Zinsen im einstelligen Bereich liegen, wird es ernsthafte Investitionen geben.”

Im Juni war der Sektor mit der höchsten Kapazitätsauslastung in den Bereichen Holz und Holzprodukte sowie Papier- und Papierprodukte tätig. Die Auslastung im Holz- und Produktsektor stieg mit 85,6 Prozent auf den höchsten Stand seit 2018, während Papier- und Papierprodukte als zweiter Sektor mit der höchsten Auslastung ab Juni herausragten. Erdal Sukan, Vorsitzender der Papier- und Papierwarenindustrie der Union der Kammern und Rohstoffbörsen der Türkei, sagte, dass erhebliche Investitionen im Bereich der Verpackungspapiere in der Branche getätigt wurden, aber noch größere diesem folgen müssten.

Zinsen verdoppelt

Die Zentralbank der Republik Türkei (CBRT) erhöht die Zinssätze im Rahmen ihrer Straffungspolitik von April 2020 bis März dieses Jahres. Zuletzt hatte die Bank den Zinssatz im März auf 19 Prozent angehoben. Damit verdoppelten sich die Kreditkosten im gleichen Zeitraum. Nach den vom CBRT angekündigten gewichteten Durchschnittszinsen stieg der Zinssatz für gewerbliche Kredite von rund 9,50 Prozent im April 2020 auf 21,6 Prozent im April 2020, den höchsten Stand der letzten Jahre.

Fazit: Viele Branchen entwickeln sich, ungeachtet der derzeit ausweglosen Wirtschaftsmisere des Landes, weiter. Ihr Erfolg hilft nur ihnen und befeuert nicht die türkische Wirtschaft im Ganzen. So wird es auch bleiben. Während erfolgreiche Unternehmen weiter auf Weltniveau produzieren und sich weiterentwickeln, muss die Türkei sehen, dass sie zu Devisen kommt. Die Antwort darauf, wie das zu bewerkstelligen sein könnte, gibt es nicht. Die Tourismuseinnahmen sind die einzigen Deviseneinnahmen der Türkei. Die Exporterlöse liegen weit unter den Importumsätzen, was zur Folge hat, dass sie aufgefressen werden und schwarze Zahlen ausgeschlossen sind. Denn schließlich hat das auch was mit Tradition zu tun in der Türkei. (Ironie).

Das Gesamtbild sollte den europäischen Exporteuren Hoffnung machen. Dieser Zustand, dass der Erfolg der exportorientiert agierenden türkischen Unternehmen weiterhin Bestand hat und diese eigentlich nur auf ihre Lösungspartner aus dem Ausland warten, damit es vorwärts geht, mit den neuen Investitionen, sollte für Europa gute Geschäfte bedeuten. Pack ma’s! 

 

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